Das Häuselloh - Moor
Allgemeines
Eine der Aufgaben der Europäischen Natur- und Kulturlandschaft sind die Führungen und die Pflege des Naturschutzgebietes. Viele Moore sind im kühlen feuchten Klima der letzten Eiszeit entstanden. Die Moore die man in Deutschland heute findet haben meistens nur noch einen Bruchteil ihrer Ausdehnung. Dies zeigt uns auch die Geschichte des Häusellohmoores. Das Selber Lohengebiet gehört zum zentralen Granitstock, der sich von der Schneebergkette kommend in einem breiten Band durch die nördliche Innere Fichtelgebirgshochfläche bis nach Böhmen hinzieht. Da bei der Entnahme von drei Torfsäulen aus der Stichwand jeweils unten ein fein- bis mittelkörnigen Quarz-Feldspat-Grus mit hellen Glimmerblättchen (Muskovit) gefunden wurde, kann man annehmen, dass der aplitähnliche „Selber Granit“ auch unterhalb der Moorsohle der Häuselloh liegt. Wie wasserundurchlässig diese Granitart ist, zeigen die oft randvoll mit Wasser gefüllten Steinbrüche. Für die Bildung der zahlreichen Moorflächen östlich von Selb muss man neben der wasserstauenden Wirkung des feinkörnigen Granits auch das flache Relief verantwortlich machen.“
Das Häusellohmoor als mächtigster Moorkörper des Fichtelgebirges mit nahezStichwandu 5 m und dürfte ca. 10000 Jahre alt sein. Wie wir durch die Beschreibung der Bodenverhältnisse sehen hat es sich durch Versumpfung und nicht durch Verlandung eines Sees gebildet. Das Moor erstreckt sich über eine Breite von 400 bis 900 m und eine Länge von etwa 1,5 km, wobei der eigentliche Moorkörper noch weit über das seit 1979 ausgewiesene Naturschutzgebiet hinausreicht. Mit einer Fläche von 66,5 ha liegt es auf einer Höhe über NN von 568m bis 581 m. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt ca. 700 mm, die mittlere Jahrestemperatur liegt um 6°C. Das Klima ist stark subkontinental getönt, Fröste können das ganze Jahr über auftreten. Das Moor ist nicht weit über das Zwischenmoorstadium hinausgewachsen dies liegt an seiner wasserundurchlässigen Granitschale womit es nie ganz vom Grundwasser abgeschnitten ist und sich daher nicht zum Hochmoor entwickeln konnte. Trotz der Beeinträchtigung durch die Entwässerung, Torfabbau und forstliche Überformung ist es nach dem Pflege- und Entwicklungsplan von 1991 ein bedeutender Hochmoorrest für Oberfranken. Es beherbergt die wichtigsten Pflanzengesellschaften des Hochmoorstillstandskomplexes, etliche Regenerationsstadien sowie einen bedeutenden Spirkenbestand.
Um das Moor zu schützen, ist bei den Moorführungen Vorsicht geboten, damit man nicht als menschlicher Elefant der Natur Schaden zufügt. Entsprechend gehen der Forstbetrieb Selb und die Europäische Natur und Kulturlandschaft Häuselloh mit dem Moor um. Lebt doch dort eine in Bayern bisher unbekannte Köcherfliegenlarve und die seltene Formica Transkaukasia, eine eiszeitliche Ameisenart, deren Bestand erhalten werden muss, ebenso finden wir die Moos- und die Rauschbeere die ebenfalls auf der Roten Liste stehen und auch die Kreuzotter flieht vor dem Menschen. Daher soll es seinen natürlichen Charakter behalten oder sich zu seinem ursprünglichen zurückentwickeln, besser gesagt nach der Renaturierung relativ unzugänglich bleiben. Die wenigen Stege und Steige dienen für Interessierte die aber bitte diese nur mit einer fachlichen Führung nutzen sollten. Das Moor ist ein Naturreservat und keine Touristenattraktion. Was nicht bedeutet, dass man den Naturschutzgedanken nicht an die nächste Generation in Form von Führungen weitergeben kann. Aber eine Lenkung ist einfach notwendig.
Moorgeschichte
Das 66,5 ha große Naturschutzgebiet Häusellohmoor gehört zum Forstbetrieb Selb. Hier wurde von der Bevölkerung über einige Zeiträume in 190 Jahren geerntet was Jahrtausende an Feuchtigkeit haben wachsen lassen, denn die stetig zunehmende Bevölkerung sowie die regellose Bau- und Brennholzgewinnung belasteten neben der Waldweidewirtschaft die Wälder damals sehr stark. Die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert leitete für den Wald bedeutsame Veränderungen ein. Man begann mit einer großflächigen, gezielten und ökonomischen Waldbewirtschaftung. Dies war notwendig denn die Holzvorräte waren bis auf ein Zehntel der heute vorhandenen Mengen verbraucht worden. In diese Zeit fällt ja auch 1813 der Beginn des Torfabbaues auf der Häuselloh. Die unzureichende Brennstoffversorgung wurde zu einem ernsten, ja existenzbedrohenden Problem. Im Torf glaubte man schließlich einen brauchbaren, zwischenzeitlichen Energieträger gefunden zu haben bis die Wälder nachgewachsen waren. Um 1850 erfolgte auf der Häuselloh die Mechanisierung durch eine Torfpresse mit Dampfbetrieb. Kurz danach wurde auf der Häuselloh im Moor ein Sägewerk errichtet. Im Jahre 1886 wurde eine Torfstreufabrik erbaut. Über den ganzen Zeitraum bis 1930 wurde immer wieder Torf für private Heizzwecke abgebaut. Der Spirkenwaldanteil von ca. 15 ha wurde schon 1939 unter Naturschutz gestellt jedoch für das Restmoor kamen in diesem Jahr noch schlechtere Zeiten. Denn es wurden die Entwässerungsgräben angelegt (ca. 3 km).Diese pflegte der Forst bis 1960 regelmäßig, auch war 1947 eine Verwertungsgesellschaft für Brenntorf gegründet. Diese baute bis 1964 Brenntorf ab.
In dem Zeitraum von 1965 – 1969 erfolgte die Aufforstung von ca. 9,5 ha mit Kiefern, Serbischen Fichten und Stechfichten. DasTorfabbaumaschine Bäderhaus von Bad Alexandersbad baute im hinteren Bereich des Moores von 1971 an noch Heiltorf für den Kurbetrieb ab. Nach der Erklärung des Häusellohmoores zum Naturschutzgebiet 1979 wurde auch diese letzte gewerbliche Nutzung nach einer Übergangsphase 1981 eingestellt. Schon in der Zeit als noch Torf für Alexandersbad abgebaut wurde, begann man 1970 mit der Renaturierung die ersten Gräben wurden provisorisch verschlossen, treibende Kraft war Hans Popp unterstützt von Karl Geier. Damit werden Grund und Regenwasser im Moorkörper gehalten und der charakteristische Wasserhaushalt bleibt bestehen. Jedoch müssen die steilen Seiten der Gräben abgeflacht werden, damit keine Tiere ertrinken und Torfmoose sich besser ausbreiten können. Durch die Wiedervernässung weicht die moorfremde der mooreigenen Vegetation. Diese Wiedervernässungsmaßnahmen zeigten erste Erfolge durch die Ausbreitung von moorbildenden Sphagnen (Sphagnum cuspidatum und Sphagnum magellanicum) wodurch sich die Lebensbedingungen für Fichten und Kiefern noch verschlechterten und die Spirke in ihrer Umgebung gedeihte.
Bei diesen Maßnahmen wurde nicht nur die abgetorfte Fläche in die Maßnahmen einbezogen sondern auch das alte Reichsnaturschutzgebiet (RNG), das wegen des Moor-Spirken-Waldes 1939 ausgewiesen wurde. Diesen Wald, den Einige für einen eiszeitlichen Reliktwald halten gilt es zu bewahren. Jedoch im Vergleich zu den letzten 190 Jahren geht es dem Moor schon wieder viel besser und den Erfolg der Maßnahmen müssen wir in 1000 Jahren anhand der Moordecke nachmessen.